Zirkuläre Bauweisen konkret - Themenreihe BAUWENDE OWL
Zirkuläre Bauweisen – Einblicke in ein innovatives Leuchtturmprojekt des LWL in Detmold
Was braucht es für die Umsetzung zirkulärer Bauweisen und wo liegen aktuell die größten Herausforderungen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung „Zirkuläre Bauweisen konkret – das ist drin!“ der Themenreihe BAUWENDE OWL des Projekts „CirQualityOWL plus“ am 26. Februar in Detmold. Expertinnen und Experten aus Architektur, Bauwirtschaft, öffentlicher Hand und Wissenschaft kamen zusammen, um sich auszutauschen. Den idealen Rahmen bot ein innovatives Bauprojekt in Ostwestfalen-Lippe: das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude des LWL-Freilichtmuseums in Detmold, das im Frühjahr 2026 eröffnet werden soll. Gemeinsam mit Fachleuten des Landesverband Westfalen-Lippe (LWL) und des verantwortlichen Architekturbüros ACMS Architekten besichtigten die Teilnehmenden die Baustelle und erkundeten architektonische Besonderheiten sowie nachhaltige Materialien.
Zukunftsweisende Materialien und Bauweisen
Matthias Gundler, Betriebsleiter des LWL-Bau- und Liegenschaftsbetriebs, stellte die verwendeten Baustoffe vor: Holz, Lehm und Beton. Besonders hervorzuheben ist die Eigenentwicklung einer ökologischen Betonrezeptur mit reduziertem Zementanteil, die CO2-Emissionen in der Herstellung um 80 Prozent senkt, ohne Kompromisse bei den statischen Eigenschaften einzugehen. Aufgrund der Hanglage des Bauprojekts war Beton unverzichtbar, doch die neu entwickelte, nachhaltigere Rezeptur eignet sich für alle gängigen Anwendungsbereiche. Die Materialauswahl und Bauweise wurden wissenschaftlich begleitet, mehrere Hochschulen dokumentieren die Erkenntnisse für die Fachwelt.
Architektonische und ökologische Herausforderungen
Simon Waigand, Projektleiter bei ACMS Architekten, gab spannende Einblicke in die bauliche Umsetzung. Sein Team verfolgt das Ziel, regionale und emissionsarme Rohstoffe mit handwerklichen Techniken zu kombinieren. Besondere Herausforderungen stellten sich bei der Verarbeitung von regionalem Lehmboden und der Verwendung innovativer Holztragwerke. Ein neu entwickelter Verbund aus mechanisch verzahnten Lamellenträgern ermöglicht eine spätere Wiederverwendung vieler Bauelemente.
Lehmbau als nachhaltige Alternative
Der Einsatz von Lehm erwies sich als besonders nachhaltig, stellte jedoch hohe Anforderungen an Planung, Logistik und Verarbeitung. Spezielle Einzelzulassungen mussten eingeholt und komplexe Bauprozesse koordiniert werden. Trotz Herausforderungen wie Feuchteempfindlichkeit und aufwendigen Verdichtungsverfahren erweisen sich Lehmwände als ökologisch vorteilhafte Alternative zu Beton. Zukünftige Besucherinnen und Besucher des Museums werden eine bis zu acht Meter hohe Stampflehmwand bestaunen können, die als selbsttragendes Element dient und ein angenehmes Raumklima fördert.
Ausblick für zirkuläres Bauen
Die Veranstaltung verdeutlichte eindrucksvoll, dass nachhaltiges Bauen mit zirkulären Elementen durch innovative Materialien und neue Bauweisen realisierbar ist. Gegenwärtig bleiben Herausforderungen bestehen, etwa bei Ausschreibungsverfahren, der Verfügbarkeit regionaler Baustoffe und der Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben. In diesem Bauprojekt fanden Bauherr und Architekten praktikable Lösungen, auch in Kooperationen mit der Forschung. Der Landesverband Westfalen-Lippe (LWL), der bis 2030 klimaneutral werden möchte, setzt mit diesem Leuchtturmprojekt ein Zeichen für ressourcenschonendes Bauen und nachhaltige Energieversorgung. Ziel ist eine Platin-Zertifizierung nach DGNB-Standard und laut Matthias Gundler ist das Projekt auf einem sehr guten Weg dorthin.
Nutzung der Forschungsergebnisse und aktuelle Aktivitäten in OWL
Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem frei zugänglichen Forschungsbericht dokumentiert, sodass künftige Bauprojekte von den Erfahrungen profitieren können. Dieser ist im Publikationsbereich auf der Website der Deutschen Bundesstiftung Umwelt dbu.de zu finden. Die Kurzfassung können Sie hier herunterladen.
Das große Interesse aus der Baupraxis und der intensive Austausch zwischen Fachleuten unterstreichen die Relevanz zirkulärer Bauweisen für die Zukunft des Bausektors. Und sie zeigen auch: das Interesse in der Region OWL ist groß! Die Beteiligten am Projekt CirQualityOWL plus treiben den Austausch in der Region voran und entwickeln gemeinsam mit Expertinnen und Experten fachübergreifend Lösungsansätze für bestehende Herausforderungen.
NÄCHSTE TERMINE der Themenreihe
Zirkulär statt linear – gemeinsam statt gegeneinander
Mittwoch, 26.03.2025 | 14 – 16 Uhr
Eine Themenreihe von CirQualityOWL plus. Der Kreis Lippe mit der Geschäftsstelle Lippe zirkulär und dem Technischen Gebäudemanagement ist einer von elf ostwestfälischen Partnern in dem Projekt.
Das Vorhaben CirQualityOWL plus wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie vom Land NRW gefördert.
Kontakt und Infos:
Sie haben Fragen oder wollen aktiv werden?
Schreiben Sie uns an info@lippe-zirkulaer.de
Weitere Informationen zu dem Projekt CirQualityOWL plus auf der projekteigenen Website: CIRQUALITY OWL PLUS
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